Interessensvertretung
EUDR

EUDR: VDMNO macht politischen Druck für praxistaugliche Lösungen

Die EU ringt um verbindliche Regeln zur EUDR, die Druck- und Medienbetriebe stehen vor offenen Fragen: Welche Pflichten gelten ab Januar, welche Fristen tatsächlich? Was als Beitrag zum Waldschutz gedacht war, droht in seiner jetzigen Form zu einem weiteren Bürokratiedesaster zu werden. Der VDMNO hat daher zentrale Entscheidungsträger:innen in Berlin, Brandenburg, Bremen und Niedersachsen adressiert und fordert praxistaugliche Lösungen sowie eine Verschiebung um ein Jahr. Begleitet wird das politische Engagement von einer Initiative, in der sich Unternehmer:innen mit klaren Statements an die Politik wenden.

Die Zeit läuft – und zwar jetzt. Nur wenige Wochen vor dem geplanten Start der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) entscheidet sich, ob Europa den Mittelstand überfordert. In Brüssel wird um Übergangsfristen, Definitionen und technische Vorgaben gerungen – doch noch ist nichts entschieden. Gerade jetzt ist politische Einflussnahme entscheidend. Wenn die Druck- und Medienbranche Gehör finden will, muss sie ihre Positionen klar artikulieren – und genau das tut der VDMNO.

Am 11. November wandte sich Philipp von Trotha, Geschäftsführer des Verbandes Druck und Medien NordOst, mit einem postalischen Schreiben an fünf europapolitisch verantwortliche Regierungsvertreter:innen in den Ländern Berlin, Brandenburg, Bremen und Niedersachsen.

Adressiert wurden:

  • Melanie Walter, Ministerin für Europa und Regionale Landesentwicklung (Niedersächsische Staatskanzlei),
  • Gitta Connemann, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie,
  • Nancy Böhning, Staatssekretärin und Bevollmächtigte der Freien Hansestadt Bremen beim Bund und für Europa,
  • Robert Crumbach, Minister der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg,
  • sowie Florian Hauer, Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Berlin.

In dem Schreiben fordert der VDMNO im Einklang mit den Positionen des Bundesverbands Druck und Medien (BVDM) sowie des europäischen Dachverbands Intergraf eine Verschiebung des Inkrafttretens der EUDR um mindestens ein Jahr („Stop the Clock“) sowie klare Nachbesserungen, um die Umsetzung für kleine und mittlere Betriebe überhaupt möglich zu machen.

Konkret geht es dabei um vier zentrale Punkte:

  • Konzentration der Sorgfaltspflichten auf den Erstinverkehrbringer, um Mehrfachpflichten und redundante Datenerhebungen zu vermeiden.
  • Einführung einer Null-Risiko-Kategorie für Produkte aus Ländern mit vernachlässigbarem Entwaldungsrisiko.
  • Planungssicherheit durch eine Verschiebung um 12 Monate mit einem verlässlichen, transparenten Zeitplan und klaren Übergangsregelungen.
  • Keine Verlagerung der Datenlast auf Unternehmen: Die Pflicht zur Weitergabe von Referenznummern würde in komplexen Lieferketten tausende Datensätze pro Produkt erzeugen – für KMU unzumutbar.

Begleitet wird diese politische Arbeit von einer Initiative, in der sich Unternehmer:innen aus Berlin, Brandenburg, Bremen und Niedersachsen mit klaren Statements an die Politik wenden. Sie machen sichtbar, wie diffus die aktuelle Lage ist – und wie sehr die Unsicherheit in den Betrieben um sich greift. Mit ihren Stimmen geben sie der Branche ein Gesicht und fordern von der Politik praktikable Lösungen statt unerfüllbarer Pflichten. Denn die geplante EUDR betrifft die Druckindustrie breiter, als viele denken: Der Hauptteil aller Druckprodukte basiert auf Papier – und damit auf einem Rohstoff, der künftig mit umfangreichen Dokumentationspflichten entlang der gesamten Lieferkette belegt wäre. In ihrer jetzigen Form verlangt die Verordnung eine lückenlose Rückverfolgbarkeit bis zur Forstquelle – mit unzähligen Referenznummern pro Produkt, Auftrag und Lieferant. Ein bürokratischer Kraftakt, den insbesondere kleine und mittlere Betriebe weder technisch noch organisatorisch stemmen können.

Dabei ist die Branche längst vorbildlich aufgestellt: Druckereien in Deutschland verarbeiten überwiegend FSC®- und PEFC®-zertifizierte Papiere aus nachhaltiger europäischer Forstwirtschaft. Waldschutz ist seit Jahren gelebte Praxis. Doch die EUDR droht, genau jene Betriebe zu überfordern, die den Nachhaltigkeitsgedanken längst verinnerlicht haben.

Genau deshalb geht es jetzt in die entscheidende politische Phase: Auf Landes-, Bundes- und Europa-Ebene drängen die Verbände Druck und Medien geschlossen auf praxistaugliche Regelungen und mehr Zeit für die Umsetzung. Der VDMNO steht dabei im engen Schulterschluss mit seinen Schwesterverbänden, dem Bundesverband Druck und Medien (BVDM) sowie Intergraf. Der Appell ist klar: Europa braucht eine EUDR mit Augenmaß, Transparenz und realistischer Umsetzbarkeit – damit Nachhaltigkeit nicht an Bürokratie scheitert.