Interessensvertretung
Ausbildung

Bürokratie statt Ausbildung: Berlin droht das Bremer Fiasko zu kopieren

Anhörung zur geplanten Ausbildungsplatzumlage

Die gestrige Anhörung im Ausschuss für Arbeit und Soziales hat es bestätigt: Die geplante Ausbildungsplatzumlage spaltet die Hauptstadt. Während CDU und SPD am Zwangssystem festhalten, warnt die Berliner Wirtschaft geschlossen vor einem „Konjunkturprogramm für Bürokraten“. Die Realität aus Bremen zeigt, wohin das führt – zu Verwaltungschaos, Klagewellen und Frust in den Betrieben. Der Verband Druck und Medien NordOst (VDMNO) unterstützt ausdrücklich den Kurs der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und ruft dazu auf, die Petition gegen das Gesetz zu unterzeichnen.

Abgeordnetenhaus, the state parliament of Berlin, Germany
© Anibal Trejo – stock.adobe.com

Gestern beriet der Ausschuss für Arbeit und Soziales im Berliner Abgeordnetenhaus über die geplante Ausbildungsplatzumlage. Damit tritt das Vorhaben, das CDU und SPD trotz massiver Kritik unbeirrt vorantreiben, in die entscheidende Phase. Ziel: 2.000 zusätzliche Ausbildungsplätze bis Ende 2025 – andernfalls droht allen Unternehmen der Hauptstadt eine Abgabe von bis zu 0,5 Prozent der Bruttolohnsumme.

Was in den Papieren technokratisch klingt, entpuppt sich in der Praxis als Bürokratiemonster. Für über 180.000 Berliner Betriebe müssten jährlich Bruttolohnsummen erfasst, Ausbildungsdaten geprüft, Abgabebescheide erstellt und Widersprüche bearbeitet werden. Schon jetzt sprechen Arbeitgebervertreter von der „größten Bürokratieoffensive seit Jahrzehnten“.

Die Berliner Morgenpost berichtete aus der gestrigen Anhörung: Selbst Vertreter aus Bremen, wo ein solches System bereits gilt, räumten erhebliche Vollzugsprobleme ein. Dort laufen Hunderte Klagen gegen Abgabebescheide – eine Situation, die auch Berlin droht. Die B.Z. bringt es auf den Punkt: Statt Fachkräfte zu sichern, schafft die Umlage „Verdruss über die Verwaltung“.

UVB-Präsident Stefan Moschko fand dafür in seiner Tagesspiegel-Kolumne ein unmissverständliches Bild: Eine „bürokratiearme Abgabe“ sei „so wahrscheinlich wie Schnee in Dubai“. Und er hat recht: Wer glaubt, man könne Ausbildung per Dekret verordnen, hat den Fachkräftemangel nicht verstanden.

Sebastian Schirp, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), formulierte es im jüngsten Newsletter so:

„Qualität in der Ausbildung entsteht nicht durch Zwang und Sanktionen.“

Stattdessen brauche Berlin eine Offensive für Berufsorientierung, bessere Schulqualität und effizientere Vermittlung – kurz: Matching statt Mangelverwaltung. Genau hier setzt auch der VDM NordOst an: Druck- und Medienbetriebe bilden seit Jahren überdurchschnittlich aus, kämpfen aber mit fehlenden Bewerber:innen. Viele der jungen Menschen, die sich überhaupt bewerben, bringen nicht die nötigen Grundlagen mit, um eine duale Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. Das ist kein Mangel an Bereitschaft der Betriebe – es ist ein strukturelles Versagen im Bildungssystem. Eine Umlage löst kein einziges dieser Probleme, sondern verteilt nur Kosten – und lenkt vom eigentlichen Ziel ab.

„Das Vorhaben schadet dem Standort Berlin“, heißt es in der aktuellen Stellungnahme der UVB. Die Hauptstadt brauche Entlastung, keine zusätzlichen Hürden. Bürokratieabbau wäre das Gebot der Stunde – doch der Senat forciert das Gegenteil. Das ist kein Fortschritt, das ist Rückschritt. In Bremen hat man längst erlebt, was passiert, wenn man mit Zwang versucht, Engagement zu erzwingen: Verwaltung wächst, Vertrauen schwindet, und Ausbildungsplätze entstehen trotzdem nicht.

Petition gegen die Ausbildungsplatzumlage

Zeigen Sie gemeinsam mit uns, dass Ausbildung durch Verantwortung, Praxisnähe und Dialog gelingt – nicht durch Zwang und Bürokratie.

Jetzt bei der Petition mitmachen und unterzeichnen:
Petition gegen die Ausbildungsplatzumlage in Berlin unterstützen