Berlin diskutiert Ausbildungsplatzsumlage ab 2027: Was das Vorhaben für Berliner Unternehmen bedeutet
Die Berliner Politik arbeitet an einer Ausbildungsplatzumlage, die ab 2027 in Kraft treten könnte. Alle Unternehmen mit Beschäftigten wären dann verpflichtet, in einen Umlagetopf einzuzahlen – unabhängig davon, ob sie selbst ausbilden oder nicht. Ziel ist es, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Der VDMNO hält die Umlage nicht für den richtigen Weg. Wir informieren über die Hintergründe, mögliche Folgen für Betriebe und unsere Position in der politischen Debatte.
Die Berliner Politik plant die Einführung einer Ausbildungsplatzumlage ab 2027. Nach diesen Vorstellungen sollen alle Unternehmen mit Beschäftigten – unabhängig davon, ob sie selbst ausbilden oder nicht – in einen Umlagetopf einzahlen.
Mit der Ausbildungsumlage verfolgt die Berliner Politik das Ziel, mehr junge Menschen in eine duale Ausbildung zu bringen. Während sich der Ausbildungsmarkt vielerorts in Deutschland zugunsten der Jugendlichen entwickelt, bleibt die Situation in Berlin angespannt. Hier treffen nach wie vor ein hoher Bedarf an Ausbildungsplätzen und die Wünsche vieler Ausbildungssuchender auf ein zu geringes Angebot an betrieblichen Ausbildungsstellen, so die Politik.
Die geplante Ausbildungsplatzumlage im Detail
Ausgangslage & Auslöser
Die Pläne gehen zurück auf den Berliner Koalitionsvertrag 2023–2026. Vorgesehen ist, dass eine Umlage eingeführt wird, falls bis Ende 2025 nicht mindestens 2.000 zusätzliche Ausbildungsverträge abgeschlossen werden.
Zeitpunkt / Inkrafttreten
Sollte die Zielzahl von 2.000 weiteren Ausbildungsverträgen bis 31.12.2025 nicht erreicht werden, wäre ein Start der Umlage zum 1. Januar 2027 vorgesehen. Ein Gesetzentwurf soll bis spätestens Sommer 2026 beschlossen werden.
Wer zahlt?
Zur Zahlung verpflichtet wären alle Berliner Unternehmen mit Beschäftigten – unabhängig davon, ob sie bereits ausbilden oder nicht. Dabei zählen sowohl sozialversicherungspflichtige als auch geringfügig Beschäftigte. Grundlage der Berechnung ist die gesamte Bruttolohnsumme.
Bemessungsgrundlage & Satz
Die Umlage würde auf Basis der Bruttolohnsumme berechnet, mit einem Umlagesatz von bis zu 0,5 %. Von dieser Summe soll eine Erstattung erfolgen, gestaffelt nach Anzahl der Auszubildenden und orientiert an der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütung in Berlin (Pauschale).
Wer profitiert / Auszahlung / Erstattung
Ausbildende Betriebe erhalten eine Rückerstattung aus dem Fonds über eine Pauschale je Auszubildendem und Ausbildungsjahr. Der Erstattungsbetrag soll – laut Entwurf – „grundsätzlich höher sein als der eingezahlte Beitrag“. Außerdem sind Bagatellgrenzen vorgesehen, um kleine Betriebe vor unverhältnismäßigen Belastungen zu schützen.
Besonderes / Unsicherheiten
Der Referentenentwurf kann sich noch ändern – alle Angaben sind daher unter Vorbehalt. Das Verfahren zur Erhebung und Erstattung soll möglichst digital und schlank gestaltet werden. Details wie Bagatellgrenzen, Höchstgrenzen oder konkrete Erstattungsmodalitäten sind noch nicht abschließend definiert.
Position des VDMNO
Die Druck- und Medienbranche steht wie viele andere Branchen vor großen Herausforderungen bei der Nachwuchsgewinnung. Zahlreiche Betriebe möchten ausbilden, finden aber schlicht keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber – dies zeigen unsere jährlichen Umfragen zur Ausbildungs- und Fachkräftesituation. Die Gründe liegen in der demografischen Entwicklung und im sinkenden Interesse junger Menschen an einer dualen Ausbildung – weniger im fehlenden Engagement der Unternehmen.
Gerade diese Betriebe würden durch eine Umlage doppelt belastet: Sie investieren bereits heute viel Zeit, Energie und Geld in die Nachwuchssuche und müssten künftig dennoch zahlen, auch wenn sie keinen Auszubildenden gewinnen können. Eine Entlastung durch Rückerstattungen gäbe es dann nicht. Das entwertet ihren Einsatz, zudem schafft die Umlage neue Bürokratie. Wir halten eine Ausbildungsumlage deshalb nicht für den richtigen Weg, um mehr Ausbildungsverhältnisse in Berlin zu erreichen.
Der VDMNO sieht in der Ausbildungsumlage einen klaren Auftrag, die Interessen seiner Berliner Mitgliedsunternehmen in die politische Debatte einzubringen. Wir verfolgen die Entwicklungen aufmerksam und setzen uns dafür ein, dass Ausbildung durch bessere Rahmenbedingungen, gezielte Förderungen und eine positive Kommunikation gestärkt wird – nicht durch zusätzliche Umlagen. Da das Thema nun in die entscheidende politische Phase geht, wird der VDMNO seine Mitglieder aktiv vertreten und über die Entwicklungen fortlaufend informieren.
Die IHK Berlin hat eine Themenseite eingerichtet, auf der sie detailliert über das geplante Vorhaben informiert. Dort finden Sie unter anderem auch einen Rechner zur Abschätzung Ihrer möglichen Belastungen: https://www.ihk.de/berlin/ausbildung/infos-fuer-ausbildungsbetriebe/ausbildungsplatzumlage/