Übernahme von Papyrus Deutschland durch Papier Union genehmigt
Nach einer langen Prüfungszeit hat das Bundeskartellamt die Übernahme von Papyrus Deutschland durch Papier Union freigegeben. Damit entsteht für Druck- und Medienunternehmen künftig eine neue Konstellation auf einem der für sie wichtigsten Zuliefermärkte. Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) hat sich am Prüfungsverfahren von Anfang an konstruktiv-kritisch beteiligt. Nachstehend bewertet er die Genehmigung der Fusion und zeigt Handlungsoptionen für Druck- und Medienunternehmen auf.
Anfang Juli 2019 hat das Bundeskartellamt (BKartA) den Zusammenschluss von Papier Union und Papyrus Deutschland gebilligt, wodurch im deutschen Papiergroßhandelsmarkt ein neuer Branchenriese entstehen wird. Laut der Pressemitteilung der Papier Union anlässlich der behördlichen Entscheidung soll die Fusion binnen eines Monats vollzogen werden.
Das BKartA beziffert den Marktanteil der fusionierenden Unternehmen auf etwa 40 Prozent und damit ähnlich hoch, wie der bvdm es geschätzt hat (38 Prozent). Der Branchenprimus, die Igepa group, kommt auf einen Marktanteil von etwa 45 Prozent. Somit wird der Papiergroßhandel in Deutschland künftig von einem Quasi-Duopol dominiert, da die beiden fusionierenden Unternehmen und die Igepa group zusammen einen Marktanteil von ca. 80 bis 85 Prozent haben werden. Der restliche Marktanteil entfällt im Grunde auf die zwei Großhändler Antalis und Carl Berberich.
- Bewertung der Entscheidung
Mit Unterstützung der Druck- und Medienverbände sowie der ehrenamtlichen Mitglieder des bvdm-Wirtschaftsausschusses hat sich der bvdm am Fusionsverfahren beteiligt und seine Kritik öffentlich kommuniziert. Durch sein Engagement wirkte er auf eine ausführliche Prüfung der möglichen Folgen der Fusion hin. Im Rahmen dieser Untersuchung hatte das Bundeskartellamt unter anderem auch über 100 Druckereien befragt.
Für die Druckindustrie ist die sich nunmehr abzeichnende Marktkonzentration auf dem für sie sehr wichtigen Zuliefermarkt für graphische Papiere als unerfreulich zu bewerten, da sie für Druckunternehmen mittel- bis langfristig mit Nachteilen verbunden sein wird. Der wichtigste Nachteil ist die gestärkte Ausgangsposition der Papiergroßhändler in den Preisverhandlungen, was letztendlich zu steigenden Einstandspreisen und einer abnehmenden Servicequalität führen könnte.
Zudem dürfte die Fusion die Abhängigkeit der Druckindustrie vom Papiergroßhandel deutlich steigern. Diese Abhängigkeit bezieht sich nicht nur auf den Bezug von Druckpapier, sondern auch auf die Logistikdienstleistung des Papiergroßhandels im Allgemeinen. Denn auch andere Anbieter nutzen das Vertriebsnetzwerk bzw. die Logistikketten der Papierhändler, um Druckunternehmen mit Betriebs- und Hilfsmitteln zu versorgen. Aus der Perspektive eines Druckunternehmens wird sich daher eine verstärkte Verhandlungsposition der Papierhändler vermutlich auch auf den Einkauf anderer Vorleistungsgüter ungünstig auswirken. Der Papiergroßhandel entwickelt sich somit immer mehr zum Schlüsselglied der gesamten Wertschöpfungskette, von dem nicht nur die Druckunternehmen, sondern viele ihrer Zulieferer stärker abhängig werden.
Darüber hinaus dürften die nachteiligen Auswirkungen des Zusammenschlusses für die Druckunternehmen räumlich unterschiedlich ausfallen: Während in den alten Bundesländern der Großhandelsmarkt vermutlich auch künftig noch mehrere Anbieter aufweisen wird, besteht in den östlichen Regionen Deutschlands die Gefahr einer Monopolisierung. Denn nicht nur die Zahl der dort aktiven Großhändler hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark reduziert. Sondern auch die Lagerkapazitäten der noch aktiven Anbieter wurden abgebaut, wodurch kurzfristige und schnelle Lieferungen bereits jetzt erschwert werden.
Trotz der grundsätzlich unerfreulichen Entscheidung des BKartA für viele Druckunternehmen ist eine geordnete Marktkonzentration – wie sie im Zuge der Fusion nunmehr stattfinden wird – aus der Sicht der gesamten Druckindustrie einem ungeordneten Marktaustritt eines der beiden Unternehmen vorzuziehen. Insofern begrüßt der bvdm die Absicht der fusionierenden Unternehmen, künftig ein noch breiteres Spektrum an Produkten und Dienstleistungen anbieten zu wollen. Angesichts von Synergieeffekten, die beide Unternehmen aus der Fusion anstreben, müssen sie dies jedoch erst durch Taten beweisen.
Es bleibt außerdem zu hoffen, dass der Wettbewerbsdruck, den einzelne Papierhersteller durch die Direktbelieferung auf die Großhändler ausüben, nicht nachlässt und dadurch die absehbaren Nachteile der Fusion für die Druck- und Medienunternehmen abgemildert werden.
- Handlungsoptionen für Druck- und Medienunternehmen
Angesichts der BKartA-Entscheidung sollten Druck- und Medienunternehmen Maßnahmen ergreifen, um sich auf die neue Marktkonstellation im Papiergroßhandel bestmöglich vorzubereiten. Die folgenden allgemein gehaltenen Handlungsoptionen sollen hierfür als eine nicht abschließende Sammlung von Anregungen dienen:
Die Unternehmen sollten ihre Einkaufsprozesse systematisch analysieren und optimieren. Dabei ermöglicht beispielsweise der Aufbau bzw. die Weiterentwicklung eines Controlling-Systems die regelmäßige Prüfung des Einkaufspotenzials. Zudem ist es von essenzieller Bedeutung, die Qualifizierung und kontinuierliche Weiterbildung des Einkaufspersonals zu gewährleisten. Hierbei unterstützen die Druck- und Medienverbände die Unternehmen mit Schulungsangeboten und Seminaren.
Um der gestiegenen Verhandlungsmacht der Papierhändler entgegenwirken zu können, sollten gerade die kleineren Druckunternehmen die Teilnahme an Einkaufskooperationen prüfen. Durch die Bündelung von Papiermengen können sie bessere Konditionen und Preise erhalten.
Nichtsdestotrotz dürfte die künftige Marktstruktur bei den Papiergroßhändlern mittel- bis langfristig mit deutlich höheren Einstandspreisen für Druckpapier einhergehen, sodass sich bereits jetzt eine erhebliche Beeinträchtigung der Ertragslage der Druckunternehmen abzeichnet. Angesichts dieser drohenden Entwicklung ist eine der wesentlichen Erkenntnisse des kürzlich stattgefundenen Pricing Kongresses der Druck- und Medienverbände besonders hervorzuheben: Der aktive Hebel zur Beeinflussung der eigenen Ertragskraft ist eine professionelle Verkaufspreisstrategie. Diese ist wichtiger als die Optimierung der Kostenstruktur. Indes zeigen die Ergebnisse der von den Druck- und Medienverbänden im Vorfeld des Pricing Kongresses durchgeführten Umfrage, dass 60 Prozent der befragten Druck- und Medienunternehmen keine klare Preisstrategie haben (45 Prozent) oder diese nicht konsequent verfolgen können (15 Prozent). Gerade solche Unternehmen sollten daher umgehend eine Strategie entwickeln und diese konsequent verfolgen. Zugleich sollte eine bereits entwickelte Verkaufspreisstrategie in den Unternehmen stets die höchste Priorität haben.